Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) hat im vergangenen Jahr 1.162 Beschwerden über die deutschen Kraftfahrtversicherer abschließend bearbeitet. Dies ist der Unternehmens-individuellen Beschwerdestatistik der Behörde zu entnehmen, die die Aufsicht in ihrem aktuellen Jahresbericht veröffentlicht hat.

Im Vergleich zum Jahr nahmen die Fälle um über ein Achtel zu. Seinerzeit war die Zahl der Reklamationen noch minimal zurückgegangen (VersicherungsJournal 22.5.2018). Damit hat sich der positive Trend mit zuletzt drei zum Teil deutlichen Verminderungen in Folge (VersicherungsJournal 12.6.2017, 23.5.2016) nicht fortgesetzt.

Am wenigsten Beanstandungen gab es in der jüngeren Vergangenheit mit lediglich knapp über 1.000 vor sieben Jahren (VersicherungsJournal 28.3.2013). Der Höchststand wurde 2008 mit fast 1.400 erreicht (VersicherungsJournal 23.4.2009). Seitdem ist die Zahl der abschließend bearbeiteten Reklamationen um über ein Viertel zurückgegangen.

Bafin-Beschwerden Kfz 2008-2018 (Bild: Wichert)

Sehr geringe Beschwerdequote

Die Beschwerdequote (Beanstandungen in Relation zum Bestand an versicherten Risiken von etwa 116,5 Millionen zum Jahresende 2017) ist zwar von 0,9 auf annähernd 1,0 Reklamationen pro 100.000 Verträge gestiegen. Damit liegt sie aber weiterhin auf verschwindend niedrigem Niveau – und unterhalb der Werte aus den Jahren 2015 und 2014 (VersicherungsJournal 3.6.2015).

Selbst wenn man noch die gut 3.000 Beschwerden in Kraftfahrt beim Versicherungsombudsmann (VersicherungsJournal 4.2.2019) hinzurechnet, ändert dies nichts. Denn selbst dann blieben mehr als 99.996 von 100.000 Kontrakten beschwerdefrei.

Alllsecur mit der höchsten Quote

Insgesamt werden in der Beschwerdestatistik 72 Kfz-Versicherer aufgeführt. Unter den aufgelisteten Gesellschaften mit einem Vertragsbestand von mehr als 100.000 errechnen sich für insgesamt vier Anbieter Werte von über vier Reklamationen pro 100.000 versicherte Risiken.

Die höchste Quote steht mit fast sieben Beanstandungen pro 100.000 Verträge für die mit einem Policenbestand von etwa 1,3 Millionen mittelgroße Allianz-Tochter Allsecur Deutschland AG zu Buche.

Auf Position zwei folgt die Ovag – Ostdeutsche Versicherung AG, die unter der Marke Bavariadirekt das Direktversicherungs-Geschäft der Versicherungskammer Bayern(VKB) betreibt. Aus 24 Reklamationen bei einem Bestand von rund 411.000 versicherten Risiken errechnet sich eine Beschwerdequote von 5,8.

Dicht dahinter liegt die Axa easy Versicherung AG mit einer Quote von 5,5 (15 Beanstandungen bei etwa 272.000 versicherten Risiken). Die Positionen vier bis sechs belegen die Verti Versicherung AG, die Zurich-Tochter DA Deutsche Allgemeine Versicherung AG (DA Direkt) und die Sparkassen Direktversicherung AG(S-Direkt) mit Beschwerdequoten zwischen 4,9 und 3,2. Ein Wert von 3,1 errechnet sich für die Barmenia Allgemeine Versicherungs-AG.

Bafin-Beschwerden Kfz Schlusslichter (Bild: Wichert)

Beschwerdequoten der Marktgrößen

Für die Branchengrößen in dieser Sparte (mehr als 2,5 Millionen versicherte Risiken) ergeben sich eher kleine Beschwerdequoten. Auf die niedrigsten Werte (zwischen 0,5 und 0,7 Beanstandungen pro 100.000 versicherte Risiken) kommen die R+V Allgemeine Versicherung AG, der LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a.G., die Huk-Coburg-Allgemeine Versicherung AG und die Allianz Versicherungs-AG.

Knapp unter dem Schnitt liegen die DEVK Allgemeine Versicherungs-AG, die Huk-Coburg Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G.und die Württembergische Versicherung AG, leicht darüber die Huk24 AG, die VHV Allgemeine Versicherung AG und die Axa Versicherung AG. Die höchste Quote unter den Marktgrößen hatte mit 2,3 die HDI Versicherung AG zu verzeichnen.

Bafin-Beschwerden Kfz Branchengrößen (Bild: Wichert)

Nachteil für wachstumsstarke Versicherer

Seit fast einem Vierteljahrhundert veröffentlicht die Bafin jährlich eine nach Versicherungs-Unternehmen und -zweigen aufgeschlüsselte Beschwerdestatistik. Diese stellt eine Momentaufnahme dar, die durch verschiedene Ereignisse beeinflusst sein kann. Versicherer ohne Beschwerden werden beispielsweise gar nicht aufgeführt.

Die Zahlen sollen „einen Indikator über Qualität und Größe des Versicherungsgeschäfts“ vermitteln, so die Bafin. Die Aufsicht weist jedoch auf die begrenzte Aussagekraft der Statistik über die Qualität einzelner Unternehmen hin. Denn eine Aussage darüber, ob die bearbeiteten Beschwerden begründet gewesen sind oder nicht, geben die Daten nicht her.

Zudem werde die im Laufe eines Jahres abschließend von der Bafin bearbeitete Beschwerdezahl in Relation zu den versicherten Risiken zum Vorjahresende gesetzt. „Stark expandierende Versicherer […] werden durch die Nennung der Bestandszahlen benachteiligt, weil sich der im Laufe des Jahres erhöhte Bestand, aus dem sich die Beschwerden ergeben, nicht in der Statistik wiederfindet“, so die Begründung.